Radikale Akzeptanz
Von Zeit zu Zeit kämpfe ich mit einem drückenden Gefühl der Einsamkeit. An diesen Tagen fühle ich mich fremd, wie ein Außenstehender, der zwar auf dieser Welt lebt, aber kein Teil von ihr ist.
Einsamkeit ist ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft, gerade bei jungen Menschen. Und so findet man online auch unendlich viele Vorschläge, wie man am besten damit umgehen sollte. Nach meiner Erfahrung lassen sich viele Vorschläge aber so zusammenfassen:
- Sei einfach nicht einsam.
- Lerne, mit dir selbst zufrieden zu sein.
Das große Problem dabei ist, dass diese Herangehensweisen nur versuchen, das Gefühl der Einsamkeit zu unterdrücken oder in Abrede zu stellen. Wir müssen uns dabei auch nicht auf Einsamkeit beschränken. Immer dann, wenn ein Wunsch nicht erfüllt wird und ein Mensch darunter leidet, ist der erste Ratschlag: unterdrücke diesen Wunsch. Das kann auf Dauer nicht funktionieren.
Gibt es nicht einen anderen Weg? Einen Weg, bei dem man sich seine Wünsche nicht versagen und seine Gefühle nicht unterdrücken braucht? Vielleicht gibt es den. Das Stichwort ist: Radikale Akzeptanz.
I tried to teach clients suppressing what you want is not the way to go. You have to radically accept that you want something you don’t have and it’s not a catastrophe.
Auf Deutsch: Ich versuchte meinen Kunden beizubringen, dass das Unterdrücken der eigenen Wünsche nicht die richtige Vorgehensweise ist. Man muss auf radikale Weise akzeptieren, dass man etwas will, was man nicht hat, und dass das keine Katastrophe ist (Übersetzung des Autors).
Das bedeutet nicht, sich alle Wünsche und Sehnsüchte zu versagen. Es bedeutet, zu akzeptieren, dass die eigenen Wünsche und Sehnsüchte nicht erfüllt sind. Man braucht sich nicht darüber freuen, und man darf deswegen auch traurig sein. Aber man muss es akzeptieren.
Manche Tage sind düster. Der Alltag wächst mir über den Kopf, oder ich fühle mich mutterseelenalleine und fremd auf dieser Welt. Ich wünsche mir, ich säße in meinem Lesesessel, ohne Verpflichtungen und Druck, mit einem geliebten Menschen an meiner Seite. An solchen Tagen rufe ich mir diesen Satz ins Gedächtnis: You have to radically accept that you want something you don’t have and it’s not a catastrophe. Manchmal hilft es. Und das ist besser als nichts.